A thought on coffee culture


Kaffee ist genauso beliebig als Hobby, wie jedes andere Genußmittel, sei es der Single Malt Whisky, der perfekte Cocktail oder Barkultur im allgemeinen. Der Prozess des Anbaus, der Ernte, der Auswahl, des Röstens und des Brühens ist, objektiv gesehen, kompliziert und für die Zubereitung eines guten Kaffees gibt es viele Faktoren, die das Erlebnis beeinflussen oder beeinträchtigen. Bei einem derart komplizierten Prozess ist die Frage, ob der Kaffee, den wir trinken, „gut“ oder sogar „lebensverändernd“ ist, viel schwieriger zu beantworten. Oder genauer gesagt: Ein gemeinsames Verständnis dafür zu finden, was gut ist und was nicht, ist fast unmöglich.  Der Horizont und die Erfahrung, die wir haben, ändern sich ständig, und wenn ich sage, dass mir ein konkreter Cold Brew gefallen hat, werden mir Scharen von erfahreneren Kaffeeliebhabern oder ewigen Kaffeehassern sagen, warum ich falsch liege. Die meisten wissen wovon ich schreibe, denn die Diskussionen welche Spirituose und welche Bar denn nun die bessere war, laufen täglich ab. Warum also, und ich spreche vorerst von mir selbst, spielt Kaffeekultur eine Rolle? Warum bemühe ich mich, diese auf einer Webseite über Trinkkuktur zu präsentieren? Warum nehme ich etwas, das für viele zum morgendlichen Ritual gehört so ernst? Sicherlich könnte ein zynisches Argument folgendes sein: „Specialty Coffee ist ebenso wie Whisky und Bars ein Luxusinteresse, das sich nur wenige leisten können. Deshalb redest du davon, weil es zum gleichen Lebensstil passt!“. Das allerdings, wäre zu engstirnig gedacht.

Man könnte argumentieren, dass man Teil des Problems ist, sobald man anfängt, die Implikationen eines „Snobs“ bewusst zu ignorieren. Je mehr ich aber über Menschen in verschiedenen Branchen, sei es die Barindustrie oder Kaffee lese und höre, desto mehr glaube ich an Wege der Wertschätzung, des Respekts und ein Zeichen für menschliche Kreativität. Ich mag das Wort „Lebensstil“ nicht; „Lebensstil“ ist etwas, das eine Person tut, weil sie glaubt, dass es zu einer bestimmten gesellschaftlichen Selbstdarstellung passt, unabhängig davon, ob sie es tatsächlich genießt oder nicht.  Es gibt einen Grund, warum ich Whisky/Whiskey mag, aber keine Zigarren. Damit werte ich das Handwerk der Zigarre nicht ab, es ist nur eben kein Thema mit dem ich mich nicht beschäftige. Der Punkt ist, dass niemand eine Person dazu zwingt, etwas zu mögen und niemand eine Person dazu zwingt, Kaffee zu mögen. Wer bis hierhin mitgelesen hat, der soll nicht etwa zum Jünger der Kaffeekultur bekehrt werden, sondern interessiert sich vielleicht lediglich für die Aspekte, die auch gute Drinks so spannend machen. Als hervorragendes Beispiel für die Kommunikation des Themas Kaffeekultur, beweist das Standart Magazine regelmäßig, wie mühelos es möglich ist soziale, kulturelle und kulinarische Seiten von Kaffee in Artikeln zu verweben. Ähnlich wie ein gutes Café, wie eine gute Bar selbst ist das verkaufte Produkt das, was interessante Menschen und Ideen zusammenbringt. Man braucht auch gar nicht mal über den Tellerrand der Industrien zu schauen, um auf das Thema Kaffee zu stoßen. Von regelmäßigen Beiträgen im Fels der Verlagslandschaft zu Bars, „Mixology” bis hin zu Produkten in fast jedem Line-Up, die Kaffee geschmacklich in der Bar unterbringen wollen. Irgendwas muss also dran sein an den Parallelen. 

“Filter coffee, not people”

So sehr die Beiträge hier also eine digitale Liebeserklärung an die Kaffeekultur sein werden, so sehr spiegeln sie auch das „Warum“ und das „Wie“ wider.  Zu oft versuchen wir, das Missverständnis zu korrigieren, das bedeutet, anzugeben und zu beweisen, dass man mehr über ein bestimmtes Thema weiß als alle anderen.  Das ist falsch. Es geht darum, etwas mit einem gewissen Aufwand und einer gewissen Kultur dahinter wertzuschätzen.  Wie wird man Teil einer Gemeinschaft von Enthusiasten, die sowohl Verständnis für ein bestimmtes Handwerk zeigen, aber nicht als arrogant gelten? Persönlich gehe ich nicht herum und erzähle Orten, dass der Kaffee, den sie servieren, schrecklich ist, wenn ich weiß, dass es ihnen egal wäre, wenn ich es täte.  Ich liebe ein gutes Gespräch über Kaffee und ich liebe es, Gespräche über mehr als nur Kaffee zu führen. Vor einiger Zeit habe ich mit einem Barbesitzer gesprochen, der versucht, sowohl die Geschmacksentwicklung als auch das Gemeinschaftserlebnis von gutem Kaffee oder Tee in ein Getränk zu kanalisieren. Dabei geht es dann eben auch um die Bedeutung dieser Getränke und nicht nur alleine den Inhalt.

Das ist also der Teil, in dem ich auf eure Meinung gespannt bin: Ich möchte wissen, ob jemand, der dies liest, mehr kaffeebezogene Essays oder „Bewertungen“ von Cafés möchte?  Als Beispiel dafür, wie das klingen könnte, hier ein kleines „Tasting”.

Dieser Cold Brew (serviert im fantastischen Brews Lee in Bonn-Endenich, das leider so nicht mehr existiert und in Zukunft einen eigenen Beitrag verdient hat) hat mich überrascht. Normalerweise bin ich nicht der größte Fan von fruchtig-sauren Röstungen, aber mit deutlichen und kräftigen Noten von süßer Orange hat mich diese überzeugt. Es funktioniert umso besser kalt gebrüht (vermutlich durch Drip Filter), um die Frucht noch sanfter durchzubringen. Geschuldet ist das hier mit Sicherheit auch dem fantastischen Röster. Ist das nicht der gleiche Eindruck, den wir haben ,wenn wir einen neue Flasche aufmachen?  Denn genau wie die Kaffeebohnen durchläuft die Spirituose viele Verarbeitungs- und Veredelungsstufen und erhält in den erfahrenen Händen eines Baristas seine endgültige Form. Genau wie ein Brenner oder ein Mixologe hat der Barista eine Vorstellung davon, was er oder sie damit machen möchte, aber diese Idee wird vom Gast beeinflusst, der vielleicht etwas Leichteres oder etwas Stärkeres, etwas mit oder ohne Milch möchte.  Ich bin ein sehr großer Freund davon zu experimentieren und wer denkt, dass die „italienische“ Art des Kaffeetrinkens (dunkle Röstungen, serviert als Espresso oder Lungo) immer die richtige ist, verpasst viele Geschmackserlebnisse.



Jetzt ist Zeit für einen Nachmittags- oder Morgenkaffee. Vielen Dank fürs Lesen, und wie immer freue ich mich sehr über Feedback.


/jf

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Café-Guide #1 | Kaffeesaurus, cologne, Germany