#3 | The GRID Bar, Cologne, Germany


Visit: Summer 2022

Ich eröffne diesen Beitrag mal mit einem Geständnis:
Als die GRID Bar mitten in der Kölner City in einem Ausgehviertel (auf der Friesenstraße, direkt seitlich vom Ring) im Sommer 2018 eröffnete, war ich etwas skeptisch und wurde auch noch zum Start vermeintlich bestätigt.

Die vorige Station von Marian Krause (Worldclass Bartender of The Year, Worldclass Global Finalist 2021, uvm.), dem Mitinhaber und Bar Manager, war nicht wirklich mein Ding und der Hype in gewissen Kreisen um eben jene vorige Bar ging mir manchmal sogar auf die Nerven. Dann zur Eröffnung 2018 trotzdem mit einem alten Barfreund zum Opening-Event - und fast eine Stunde auf die ersten bestellten Drinks gewartet, da heillos überfüllt. Dies war an sich für so ein großes, neues Projekt irgendwo veständlich, aber ich hatte erstmal genug. Einmal kurz danach ging man noch hin, um wenigstens nochmal ein paar Drinks der Karte in Ruhe zu testen, aber erstmal reichte mir das. Dieses erste Menü damals (2018) war kreativ und frisch, aber auch nicht ganz mein persönlicher Geschmack, es wollte einfach nicht so ganz passen.
Doch sie sollte sich über die Zeit bis heute in meine persönlichen Lieblingsbars & Empfehlungen in Deutschland hochspielen.

Theke/Hauptraum / Fotorechte: GRID Bar

Starten wir nochmal neu. Was mir schon sehr gefällt und wohl auch am besten ist: Da man mitten in einem bekannten Kölner Ausgehviertel liegt und oben erwähnte Ring-Nähe vorhanden ist, hat man sich für ein Speakeasy-Konzept entschieden (wie das sehr ähnlich gelegene Seiberts auch z.B.). Man wird immer freundlich an der modernen Fassade empfangen und staunt erstmal über die Räumlichkeiten, ein eigener kleiner Empfangsraum mit Garderobe, zahlreiche historische und aktuelle Spirituosen bereits in moderner Vitrinenwand zur Rechten. Einen längeren Gang mit schicken, kleinen Sitzmöglichkeiten mit Tischen zur Linken, weitere Bottles und elegante Beleuchtung zur anderen Seite. Dann kommt man in oben zu sehenden Barraum (von der gegenüberliegenden Seite des Fotos aus), mit viel Gold und modernem Thekendesign. Dahinter geht es noch immer weiter mit größeren Tischen für Gruppen, DJ-Pult für Events und späte Nächte an Wochenenden und dann sogar noch weiter zu einer großzügigen Garten-Lounge (siehe unten) in Kooperation mit einem lokalen Zigarrenhändler und Davidoff (inkl. schöner und inzwischen ja nur noch selten zu findender Zigarrenauswahl).

Bar Manager Marian Krause / Fotorechte: GRID Bar

Das ganze wirkt 1) generell für eine unabhängige, ohne 5-Sternehotel dahinter stehende Cocktailbar in Köln & 2) für eine Bar insbesondere in dem eher gemütlich gedrängten Friesenviertel extrem beeindruckend bezüglich Aufwand, Design und Größe.

Wie so oft ist Design Geschmackssache, ich finde es sehr gelungen auch wenn es nicht mein persönlicher Geschmack ist, es wirkt auch nach bald fast 5 Jahren frisch wie am ersten Tag, modern und zugleich zeitlos, für viele Anlässe als Besucher passend.

Davidoff-Lounge im Innenhof / Fotorechte: GRID Bar

Das Team in der Bar ist bei allen Besuchen über die Jahre, mit allen Wechseln und Gesichtern immer authentisch freundlich und dabei sehr professionell, immer genau die Balance treffend, sicher ein Zeichen guter Ausbildung und Erfahrung in jener von Marian selbst. Aber kommen wir abseits des Teams und Marians vorbildlichem Gastgebertum zum Hauptgrund, warum die GRID Bar inzw. zu meinen Favoriten gehört: die Drinks.

Meta (WT Bourbon, Amaro, Grand Marnier, Champagner)

Um es sehr einfach auszudrücken, die aktuelle, seit 1-2 Jahren genutzte Karte gefällt mir schlicht extrem gut. Man merkt, dass man sich ein wenig mehr in eine klassische Richtung bewegt hat, nicht ganz so “hip” vllt., dafür mit diversen spannenden, eleganten Twists auf Classics und trotzdem mehr als genug Spielraum für kreative Signatures. Genau mein Geschmack. Das trifft konkret auch auf diverse Drinks zu, hier seien nur 2 meiner sicher 6-7 Lieblinge gezeigt und darunter sogar 2 Champagner-Drinks, eigtl. fast nie von mir bestellt. Oben sehen wir den Meta, orientiert am Seelbach, mit Wild Turkey Bourbon und (Averna) Amaro, Grand Marnier und Pol Roger Champagner, tiefgründig, würzig, trocken, süß, vllt. einen Hauch zu süß für mich persönlich, aber sehr, sehr betörend. Der andere Champagnerdrink wäre übrigens der Aviation 75, wie der Name vermuten lässt ein Twist/Mix aus French 75 und Aviation, mit kräutrigem Monkey 47, dem bekannten Veilchenlikör, Maraschino und Champagner. Sehr erfrischend, komplex und leicht herbal, dabei elegant wie der Meta auch.

Blutsbruder (Rep. Tequila, Red Vermouth, Kirschlikör, Pimento Dram) - daheim nachgemixt

Zwei Beispiele meiner Highlights bei den stirred Drinks wäre der Blutsbruder, eine schon altbekannte Eigenkreation von Marian mit Reposado Tequila, rotem Wermut, Kirschlikör und einem Dash Pimento Dram für die nötige Würze. Düster, erdig, würzig und doch leicht dunkelfruchtig, eine fantastische, etwas herbere Mischung. Dann noch der Time Flies, vllt. meine Wahl, sollte man mir die Pistole auf die Brust setzen. So “simpel” und so gut, einer dieser seltenen Augenöffner beim ersten Probieren, Marian verriet mir, dies sei auch sein Liebling. Agricole Rhum Blanc, Punt E Mes, weißer Portwein und ein paar Dashes zweier Bitters ergeben eine traumhafte Mischung, elegant, irgendwie klassisch und doch ganz einzigartig exotisch. In der Ory Bar in München (und sicher auch mal woanders) gab es dieses klasse Menü, wo alle Drinks nach “Materialien” wie Gold, Stoffen oder Hölzern benannt wurden und daran geschmacklich erinnern sollten, bei dem Drink musste ich sofort denken er wäre auf jenem Menü “Teakholz” gewesen. Dunkel poliert, elegant, pazifisch-grasig, auf einem Archipel zwischen Japan und Südostasien.

Sichuan Panda (Baiju, Yuzu, Karotte, Pandan)

Der Vollständigkeit halber sei hier noch gesagt, dass es ein klasse selbstgemachtes Chilli con Carne als die eine “große” Mahlzeit gibt mit Nachos, eine solide bis gute Spirituosenauswahl, gerade Marian selbst kann einem natürlich jeden Klassiker perfekt auf den Punkt zubereiten und spontan neues kreieren für die eigene Stimmung, außerdem finden unregelmäßig immer wieder spannende Events (mein Highlight war ein Ming River Baiju Event inkl. flammenden Hot Toddy Varianten) statt, regelmäßig buchbare Kurse und vieles weitere.

Ich denke man merkt mir meine Begeisterung über den aktuellen bzw. nun schon Jahre bestehenden Stand der Bar an, ich bin bereits gespannt was an neuen Drinks dieses Jahr dazukommen soll im Menü und kann die GRID Bar nur jedem Kölner und Köln-Besucher extrem empfehlen.


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