Drink Report #1
Natürlich haben wir noch nicht genug Kategorien und Serien auf LiquidThoughts, daher gibt es direkt noch eine… Aber Spaß beiseite, einer der frühesten Ideen nach Start der Seite war natürlich auch coole, aktuelle Rezepte aus Bars zu teilen und damit Kreativität und Neugier bei Kollegen oder auch Hometendern zu fördern. Da dies jedoch im Verhältnis zum Ertrag eines einzelnen Artikels/Beitrags recht aufwendig ist (hin- und herschreiben mit mehreren Bartendern, die obviously Wichtigeres zu tun haben), kommen wir erst jetzt dazu.
In halbwegs regelmäßigen Abständen soll es nun also einen kleinen Drink Report mit einer handvoll Rezepten geben, genaue Regeln möchten wir uns dabei absichtlich nicht setzen. Fokus liegt aber auf „temporären“ Drinks von Events, Competitions, Wochenkarten, etc., die sonst vllt. leider schnell „verloren gehen“. Aber auch besonders coole Drinks von der neuen Jahreskarte können mal dabei sein oder erst recht manch spontan entstandener tailor-made Drink des letzten Barbesuchs.
Eher durch Zufall haben wir einen gewissen roten Faden in Ausgabe 1, nämlich die Kombi aus Fruchtigkeit mit einer gewissen Würze als Gegenpol, mal Rotwein mit Kaffee, Grapefruit mit Tee und Banane mit Petersilie. Enjoy!
A Friend Along The Way
(Jakob Schröder, Toddy Tapper, Cologne)
- 40ml Rotwein-Kaffee-Cordial*
- 30ml Bruichladdich Islay Single Malt
- 10ml Port Charlotte Islay Single Malt (im Toddy Tapper mit Talisker)
- 10ml Giffard Vanille de Madagascar
Stir, optional garnish: piece of bitter chocolate.
Frisch auf der neusten Sommerkarte des Toddy Tapper, aber eigentlich aus der letzten Deutschen Cocktail Meisterschaft 2024 stammend. Lassen wir Jakob Schröder selbst zu Wort kommen:
„Der Drink ist einer guten Freundin gewidmet, die mich über viele Jahre auf meinem Weg in der Gastronomie begleitet hat. Ich habe dafür ihre drei Lieblingsdrinks – Islay Whisky Sour, Espresso Martini und Rotwein – in einem Cocktail vereint. Mit dem 'Friend along the Way' habe ich es bei der deutschen Meisterschaft in die Top 3 geschafft und er ist inzwischen auch fester Bestandteil unserer Karte im Toddy Tapper.“
Eine tolle Kombi aus rotfruchtigen Noten, elegant verbunden mit der Malzigkeit und dem Tick Rauch des Whiskys, ist er durch das Mischverhältnis aber sehr seidig und durchaus ein Drink für jeden Zeitpunkt.
* Rotwein-Kaffee-Cordial:
Rotwein-Cordial:
- 350 ml Rotwein
- 150 ml warme Milch (auf ca. 50 °C erwärmen)
- 200 g Zucker
- 12 g Zitronensäure
Zubereitung: 1. Klärung: Rotwein in die warme Milch gießen, 30 Minuten stehen lassen. Anschließend durch einen Kaffeefilter filtern, um den geklärten Rotwein zu erhalten. 2. Mischen: 400 ml des geklärten Rotweins mit Zucker und Zitronensäure verrühren, bis sich alles vollständig aufgelöst hat.
Kaffee-Bitters:
- 2 EL Kaffeepulver
- 200 ml Neutralalkohol (96 %) (Alternativ: 100 ml Wodka)
Zubereitung: 1. Kaffeepulver mit dem Alkohol vermischen. 2. 1 Stunde ziehen lassen. 3. Durch einen Filter abseihen.
Rotwein-Kaffee-Cordial:
Pro 40 ml Cordial ca. 2,5 ml Kaffee-Bitters hinzufügen und vermengen. Im Kühlschrank aufbewahren für 2–3 Wochen.
Kolibri
(Woods, Cologne)
- 50ml Discarded Banana Peel Rum
- 35ml Koegler Verjus
- 20ml Petersiliensirup*
Shake, fine strain, optional garnish: banana chip.
Dann haben wir einen der Drinks aus der neusten Menü-Ergänzung im Woods, der Kolibri. Das Woods spielt gerne öfter mal mit im Bargebrauch nicht ganz so alltäglichen, grünen Gewächsen und hier ist es Petersilie. Die grobe Vorlage ist offensichtlich ein Daiquiri, wobei ich direkt nach dem ersten Sip dachte „So richtig Daiquiri ist das eigentlich gar nicht“. Das Verjus gibt eine sehr präzise, ruhige Säure, ganz anders als aggressive und laute Limette, die Petersilie eine grüne, ungewöhnliche Frische dazu. Der Drink wirkt so fast schon kristallin im Geschmack. Klar, geschliffen, als wäre er stirred und nicht shaken (ich musste extra nachfragen). So simpel können Riffs sein, auch der Sirup ist ganz einfach:
* Petersiliensirup:
- 1000 ml Simple Syrup (2:1,2)
- 100 g Blattpetersilie
Die Petersilie fein zusammen mit dem Simple Syrup verblenden, danach schlicht durch einen Nussmilchbeutel oder anders möglichst fein filtern. Für etwas längere Haltbarkeit sowohl von Farbe, als auch Geschmack, kann die Petersilie blanchiert werden. Hält im Kühlschrank 1–2 Wochen, wenn blanchiert bis zu 3 Wochen.
Give My Love To Mallow
(Suderman Bar, Cologne)
- 50ml Tanqueray No. 10 Gin
- 45ml Malvenblüten-Cordial*
Stir, serve on ice, garnish with a grapefruit zest and flowers.
Das Suderman hat seit diesem Jahr ein cooles, neues Menü-Konzept mit saisonalen Karten als Ergänzung zur Dauerkarte. So gibt es alle 1–2 Monate eine neue Sonderkarte mit 3–4 thematischen Drinks. Die erste hatte Japan und speziell Saké als Thema, aus der werden wir bald auch noch zitieren. In der aktuell noch im Suderman probierbaren, zweiten Karte mit dem Motto „Summer“, haben wir insbesondere den hier gemocht. Fruchtig, frisch, mit schönen Teenoten und Grapefruitschale im Mund, sowie der Knackigkeit des Wacholderspirits. Im Suderman wurden alle 3 Drinks der Karte mit Jellos serviert, die wiederum mit den jeweiligen Zutaten des Cocktails gemacht wurden, tolle Idee.
Wie man am an sich sehr kurzen Rezept schnell erkennt, quasi ein Gimlet, nur mit durchaus spannendem und aufwendigem Cordial von Paul Thompson.
*Malvenblüten-Cordial (by Paul Thompson):
Lemon water:
- 940 ml Wasser
- 50 g Citric Acid
- 10 g Malic Acid
- 14 g Dextrose
- 20 g Zitronenschale
Die Zutaten gründlich vermischen. Es ist wichtig, dass man kaltes Wasser verwendet, höchstens Zimmertemperatur. Dann die Zitronenschalen zehn Minuten lang darin ziehen lassen. Nimm sie wieder heraus, fertig.
Malvenblüten-Sirup:
- 1500 g Zucker
- 1000 g Wasser
- 3 g Koriandersamen
- 30 g Grapefruitschale
- 30 g Malvenblüten
- 100 g Amontillado sherry
Zucker und Wasser in einem Topf zu einem Sirup erhitzen. Bis zum Siedepunkt aufkochen lassen, dann den Herd ausschalten und wie beim Tee alle anderen Zutaten hinzufügen. 30 Minuten lang ziehen lassen. Darauf achten, dass man den Sirup gründlich und fein filtert. Ergibt ca. 1800 ml Sirup.
Malvenblüten-Cordial:
Für den Cordial schließlich einfach 140 g Malvenvlüten-Sirup, 90 g Zitronenwasser und 20 g Wasser verrühren. Im Kühlschrank aufbewahren.