#2 | Amaro Essenziale

Herkunft: Italien (Asti, Piemont) / 30% / Preis: ca. 25-30€


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Diesmal besprechen wir erneut einen Amaro, wie der Santa Maria Al Monte, der eine wahre Liebe auf den ersten Blick - oder eher Schnüffler - war. Teil eines ganzen Sets, die an dem Tag durchgetestet wurden, war dies das eine Sample, bei dem man direkt beim Nosing innehielt und sich in einer anderen Welt verloren sah. Dieses extrem mysteriöse balsamische, einerseits düster, aber dabei auch frisch und belebend, fast ein wenig animalisch, Myrrhe, Myrte, Colanuss und fermentierte Beeren und Blutorange steigen wie direkt aus konzentrierten ätherischen Ölproben tief in die Nase auf.

Fangen wir nochmal beim Äußerlichen an: Eine sehr ansprechende Flasche, die gut den Grat zwischen modernen Designelementen und dem genau richtigen Touch an Retro-Design beschreitet, auch die fast schon süße, sehr abgerundete Flasche fühlt sich schwer und wertig in der Hand an.

Der Produzent ist ebenso ein interessanter Fall, Franco Cavarello gehört die Brennerei, die auch spannende Vermouths und Gin "Agricolo"s herstellt. Als Besitzer der Weinkellerei Sant'Agata eröffnete er 2011 in Asti eine Weinhandlung/Cocktailbar: "Il Cicchetto", ein Ort, wie er sagt, "an dem man kommt, um Erfahrungen zu teilen". Also: Ursprünglich Weinhersteller, aber auch Weinhandlung und Cocktialbarbesutzer und nun auch Amaro-, Wermut- und Gin-Hersteller, alles lokal und mit viel Liebe und Handwerk? Da lebt jemand seine gesamte Bucketlist ab, wirklich beneidenswert. Und nur von diesem tollen Beispiel in der Flasche hier, bekommt man große Lust sich auch durch alle anderen Erzeugnisse des guten Herren durchzuprobieren.

Wir haben hier einen Amaro, den man theoretisch in fast allen Amaro-Drinks ersetzen kann, wenn man ihnen diese spezielle balsamische Note geben möchte. Besonders schön spielt er mit Drinks die irgendeine Art roter Fruchtigkeit, besonders allerlei Sorten Beeren nutzen, ein Manhattaan oder Negroni mit Beerentwist und diesem Amaro? Ein Traum. Gleichzeitig ist er durch seine Intensität nicht unbedingt der Alltag-Sipper was den puren Genuss angeht, dessen sollte man sich gewahr sein, trotzdem eine Bereicherung für jede Amaro-Sammlung und in meinen Top 5 aktuell.

 

Nose:

Betörend aromatisch, daher auch die 5 Punkte, eine pulsierend balsamische Grundnote, die sofort das Glas ausfüllt, erinnert stark an echte Myrte, lilane Blüten, eingelegt in einen Kräuterbalsam aus Salbei, Minze, angerautes Leder, gewürzte schwarze Zitrone (arabische Spezialität), erinnert an Tinte, faszinierend

Taste:

Salbei ist zunächst sehr präsent und wieder die violetten Blüten, Myrte, Kardamom, Enzian und frische Minze, ein Hauch Zimt blitzt auch kurz auf, Lakritz, im Mund nicht ganz so düster-violett wie in der Nase, hat mehr frische aus dem Kräutergarten integriert und die "nur" 30% halten ihn hier sicher trinkbarer, als er mit 40 wäre, ausbalanciert, großteils recht wenig bitter vor dem Finish

Finish:

Hier kommt dann deutlicher die Bitterkeit zum Vorschein, insbesondere Enzian und einige gedörrte Blüten und Kräuter, Süßholz, gedörrte Zitrusschalen, behält eine Frische in der Bitterkeit im Finish, der Zitrus kommt hier auch klarer heraus, wenn auch über trockene Zesten, mittellang bis lang

 

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