#1 | Amaro Santa Maria Al Monte

Herkunft: Italien (Limbadi, Kalabrien) / 40% / Preis: ca. 20-24€


DEUTSCH | ENGLISH

Wir beginnen dieses kleine, neue Tasting-Tagebuch mit einer entsprechend emotional ausgewählten Flasche. Denn es war diese Abfüllung, bzw. der gesamte damit verbundene Besuch der Loretta Bar in München (ein Artikel zu dieser kommt natürlich auch in der nächsten Zeit), der mich wirklich endgültig zum Amaro-Fanboy gemacht hat. Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, denn die Geschichte an sich ist eine für meine bald folgende Lobschrift und Bitte, doch mal mehr Amaro in eure Hausbars zu lassen oder sich überhaupt mal mit dem Thema ein wenig zu beschäftigen. Doch auch hierfür ein wenig Geduld noch, bitte.

In der Loretta Bar, sicherlich die was Amaros angeht bestbestückte Bar in Deutschland, hatte ich also jedenfalls neben einigen anderen Amaros und Kräuterlikören (auch in den China China von Bigallet verliebte ich mich hier und meine Begleitung ebenso) auch den Santa Maria Al Monte und war direkt begeistert. Eine gewisse Eleganz und doch auch Komplexität umgab mich, die ich so nicht von den größten Standardnamen aus deutschen Supermärkten und kleinen Spirituosenläden kannte und selbst mit diesen hatte ich ja bereits gerne gemixt.

Die Flasche tut dabei ihr übriges, Italian Vintage in Perfektion, der leicht urige Font in dem Knallrot auf Weiß, mit ganz viel Verzierungen, Gold und Medaillen… Abseits des Deckels könnte diese auch 1920 in den Bars in Mailand und Genua gestanden haben, Jugendstil-Einflüsse sind wunderschön eingebunden.

Aus 36 Kräutern, Gewürzen, Blumen, Wurzeln und Pflanzen aus 4 Kontinenten bestehend, mit denen alkoholische Aufgüsse, Extrakte und Abkochungen hergestellt werden und anschließend (wie so oft bei Amaro) nach geheimen Rezept vermischt. Die Zutaten sind u.a. Aloe, Myrrhe, Rhabarber, Safran, Absinth, Kardamom und Kolanüsse, die Basis ist Weinalkohol. Das Rezept wurde angeblich seit 1858 nicht mehr geändert und wird (angeblich…) seit fünf Generationen von den Patern des Heiligtums der Madonna del Monte in Genua weitergegeben. Die Produktion außerhalb des Klosters, die vom Liköristen Nicola Vignale kuratiert wurde, begann Ende des 19. Jahrhunderts und liegt aktuell bei der Distilleria Fratelli Caffo, die z.B. auch Vecchio Amaro del Capo herstellen, den man hierzulande in vielen Supermärkten sieht.

Was konkrete Empfehlungen zu ihm angeht: Er ist ein wirklicher Allrounder, was Cocktails angeht. Man sollte nur darauf achten, dass Drinks mit Averna, Lucarno oder gar Montenegro die merklich fruchtige Bitterorangen-Note fehlen wird, daher splitte ich z.B. am liebsten einfach jedes Rezept, das nach Amaro verlangt, einfach zur Hälfte mit Santa Maria auf. Er gibt diesen Hauch mehr Komplexität und spannende Würze, aufgrund der klaren Assoziationen mit Pfeffer, Piment und Colanuss passt er auch insbesondere toll in Tiki-Cocktails.

Nose:

Er schafft eine tolle Gratwanderung zwischen klassischem, aber sehr elegantem Amaro, leichten Fernet-Einflüssen und auch sehr dezent rauchigen Noten z.B. eines Sfumatos, merklich sind vor allem Enzian, Myrrhe, Safran, Colanuss, Süßholz, Eukalyptus, Piment und schwarzes Salz

Taste:

Im Antritt schöne Schärfe und pikante Noten von Pfeffer, Myrrhe, Piment, Leder, dahinter schwarze Walnuss, Eukalyptus und etwas Wacholderbeeren und Lorbeerblätter, Kardamom und Colanuss, auch hier die Balance aus Frische, Bitterkeit und Süße genau abgestimmt

Finish:

Leicht pfeffrig, Süßholz, Anis, Nelke und Wacholder, Myrrhe, lang

 

Previous
Previous

#2 | Amaro Essenziale