Glenlivet 1940 80yo G&M, the Former oldest single malt in the world

Herkunft: Schottland | 44,9% | Preis: ca. 115.000€


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In der Welt des schottischen Whiskys findet man nur noch selten Rekorde. Meist sind es schlichte Auktionsgewinne, die neue Höchstzahlen verzeichnen oder besonders obskure "Firsts". Doch im Jahr 2020 wurde etwas ganz neues abgefüllt und 2021 auf die Märkte losgelassen, etwas, dass es so noch nicht gab:

Noch nie zuvor wurden Eichenholz und Single Malt so lange kombiniert. Acht Jahrzehnte lang pflegten insgesamt vier Generationen der Familie Urquhart, Eigentümer von Gordon & MacPhail, genau den Inhalt dieser Flasche. Und wer könnte anderes dieses kleine Wunder vollbringen, zumal es sogar ein First Fill Sherry Cask war, als G&M? Der unabhängige Abfüller mit dem größten Fasslager und einer so reichen Geschichte. 250 Dekanter wurden abgefüllt, jeder davon kommt, wie üblich bei solchen Raritäten inzwischen, mit einem offiziellen 30ml Sample (der Grund, warum ich hier heute davon schreiben darf und kann), aus dem Fass Nr. 340. Ebenfalls erstaunlich, nach all der Zeit ist er nicht auf den letzten Drücker mit 40% abgefüllt worden, sondern immer noch 44,9%!

Jedoch lies sich die wohl bekannteste Whiskymarke der Welt, Macallan, seines Zeichens gerne mal in James Bond zu sehen, das nicht lange gefallen. Kein Jahr später kam dann auch tatsächlich der neue Rekordhalter auf die Bühne, 81 Jahre, fast schon ein materialisiertes Augenzwinkern. Manchmal hört man jedoch Gerüchte, G&M säße auf einem ganz bestimmten Fass, mit der Intention einen 100-jährigen Single Malt abzufüllen, sollte der Inhalt dies dann noch hergeben. Wann und wo man wenn überhaupt dazu etwas erfahren wird? Man darf gespannt bleiben…

Es war natürlich eine absolut einmalige und faszinierende Gelegenheit, diesen Malt zu verkosten. Und was mir besonders gefällt, ist, dass er in diesem hohen Alter sehr einzigartige Noten hat, die man nicht bei allzu vielen anderen Whiskys findet. Das ist mir lieber als ein extrem geschmackvoller Crowdpleaser, der vielleicht 1-2 Punkte mehr bekommt, aber wie viele 35-45-Jährige wirkt. Es ist generell extrem schwierig, so etwas in Punkte zu fassen. Die 91 Punkte sollen sagen, dass er ziemlich komplex und besonders ist, aber natürlich nicht auf die "einfache" Art überwältigend "lecker", wie einige zugänglichere, deftigere Malts. Ein Dram, den man einmal im Leben trinkt.

 

Nose:

Die ersten 10 Minuten: Super seidig, aber nicht zu schwach, immer noch recht präsent, hat eine interessante Steinpilznote, aber nicht wie von typischen Old Bottle Flavours, sondern eher von der Reifung selbst, vom Holz, alter Armagnac, am Ende der 10 Minuten wird er zu reiner Karamellsauce, es scheint, als wäre zu diesem Zeitpunkt überhaupt kein Alkohol mehr drin, später kommen Noten von Leinsamen, Sojamilch, Macadamia, relativ hell, süß und sehr elegant und rund, noch später kommt ein winziger Hauch von Torf, eher in Richtung leicht verbrannte Brotkruste, getrocknete Blütenblätter in einem alten Buch, Heidehonig halb eingetrocknet

Taste:

Wieder ein Einstieg mit Pilzen, Pinienkernen, dezentem Eukalyptus und Menthol, dazu geöltes Leder, deutlich dunkler als in der Nase, aber immer noch sehr skurril und mit einigen einzigartigen Nebennoten, verkohlte Eiche weit im Hintergrund und Heidekraut, Roggenbrotkruste, verwelkte alte Blütenblätter, Macadamia und Mandeln leicht geröstet, Leinsamen, Goji-Beeren, alte Bücher, trockener, leicht staubiger und alter Oloroso-Sherry mit sehr alten Feigen

Finish:

Schon lange vertrocknete Rosinen, Schwarzbrot, kokelndes Heidekraut, Blütenblätter im Pressbuch, Mandeln, Kamillentee, hier merkt man das Alter, trotz des % und der Seidigkeit in sich, es dauert ewig bis er den Rachen verlässt, Toffees, aber aus Urgroßmutters Schrank, seit Jahrzehnten nicht geöffnet

91/100 Points

 

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