FRC Barbados & Jamaica Rum

Herkunft: Barbados/Jamaica | Deutschland (Flensburg Rum Company) / 40% / Preis: ca. 40€


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Meißen…Porzellan, Solingen…Messer & Klingen, Flensburg…? Rum! Ja, wenn auch in etwas kleinerem Rahmen, insbesondere heute innerhalb der Stadt, als bei den anderen Beispielen in Deutschland.

Begonnen hat dies alles noch als die Stadt in dänischer Hand war und vor über 250 Jahren bereits Rum, aus den wenigen dänischen Kolonien, hier aus den Schiffen abgeladen wurde. Noch bis heute kommt eine Lieferung mit mehreren tausend Litern im Jahr, für die 1-2 verbliebenen Rumhäuser der Stadt. Ganz in der Nähe sitzt auch Oldman Spirits, die mit ihrer Marke Flensburg Rum Company seit 2019 nun schon so einige, feine Rumqualitäten herausgebracht haben und das in einer Menge an diversen, unterschiedlichen hübschen Flaschen & Designs, dass man mal etwas die Übersicht verlieren kann. Auch bei diesem guten Stück hat man wieder vieles richtig gemacht was das Äußerliche angeht, zeitlos und prägnant, aber nicht zu bunt. Wertige Flasche und ein Design, wie es auch manch deutlich größere Marke nicht hätte besser machen können.

Im Gegensatz zu manch überraschend alten Single Casks, die wir auch schon unter dem FRC Label gesehen haben, liegt hier ein multinationaler Blend ohne genaue Alterszuschreibung vor. Das eher klassische Barbados, das vielleicht keinen Signature Style wie manch andere Rum-Nationen vorweisen kann, aber 4 durchweg hochwertigste Brennereien und zumindest lange (und für einige noch heute) als die älteste Rum-Nation galt, wobei dies inzwischen als unwahrscheinlich gilt. West Indies Rum Distillery, Mount Gay, Foursquare, St. Nicholas Abbey finden sich hier. Was im Blend steckt? Das weiß man wie so oft nicht, letztere fällt aber ziemlich sicher raus, erstere macht über 80% der Rumproduktion auf der Insel aus und wäre somit mathematisch zumindest wahrscheinlicher... Alle Brennereien verfügen über Pot- und Column-Stills und am ehesten würde man Barbados wohl mit einem hochwertig geblendeten Mix aus beidem verbinden. Zu Jamaica wiederum braucht man wiederum wohl nichts mehr zu sagen, Funk, fruchtig, Ester, genial (auch) in Cocktails.

Gelagert wurde er in amerikanischer und europäischer Eiche und man sollte sich nich täuschen lassen: mit dem Design, generell als Blend und für knapp unter 40€ ist das natürlich ein klarer Angriff auf das hochwertigere Mix-Segment, aber nicht nur. Er hat durchaus auch Qualitäten für einen süffigen, nicht zu teuren Sipping-Rum. Während in der Nase etwas mehr Barbados ruft, kommt im Geschmack auch schön Jamaica heraus, aber ohne je schroff oder laut zu werden. Das muss hier auch erwähnt werden, 40% Alkoholgehalt, für manch Rum-Enthusiasten vielleicht schon zu wenig, aber mit für die Prozente sehr vollem und schönen Körper. Außerdem noch: eine Dosage von 17gr/l in dem vorliegenden Batch, das ist nur knapp 3gr unter dem, was sich nach den neuen EU-Regularien noch Rum nennen darf. Etwas schade für mich, insbesondere da er so rund ist, denke ich 5-7gr weniger hätten es auch getan. Positiv sei herausgestellt, dass er wirklich weit entfernt davon ist, zu süß oder gar pappig zu sein, im Gegenteil hätte ich blind auf eine minimale Dosage von vllt. 5-8gr getippt. Was man da schon anderes erlebt hat, will man ja garnicht wiedergeben…

Aber jeder muss wissen, ob das für ihn ein Hindernis in Sachen Pur-Verkostung ist, der Mixability tut es sowieso keinen Abbruch und hier macht er sich genial in diversen Drinks. Durch den Blend-Charakter funktioniert er sowohl in Cocktails, die speziell nach Jamaica Rum verlangen und wirkt hier elegant und ruhig, wenn man nicht zu überladen werden will. Er kann aber auch in Drinks vorkommen, die sonst eher weniger funky Kandidaten suchen und etwas fruchtiges hereinbringen, ohne das jeweilige Rezept zu sprengen. Beispiele für Drinks wären z.B. mein extra abgewandelter Hunter's Judgment, der Hotel Nacional Special und der in Kürze kommende Sunset At Gowanus aus dem Death & Co.
Das Schöne an diesem Rum ist, dass er eben immer etwas anders interpretiert werden kann, durch die merklich hohe Qualität kann er auch mal der Mittelpunkt des Drinks sein, aber durch die verschiedenen Charaktereinflüsse auch gut als Hintergrundkulisse dienen für Drinks mit etwas mehr Zutaten, die dann das benötigte aus ihm herausholen, siehe den Hotel Nacional oder mal einen Mai Tai. Abschließend wie immer noch meine Tasting Notes:

Nose:

Vanille, Toffee, Salted Caramel, Kokosraspeln und eine sehr bestimmte, eigene Note von leicht matschiger Banane, etwas Hefeteig, zwischendurch scheint mal ein Tick Papaya durch, aber eher dezent hinter den anderen, hellen und süßen Noten

Taste:

Abwechslungsreicher als in der Nase schonmal, sowohl schöne, nur leicht kandierte Früchte mit Mango, Papaya, etwas Banane und ein Hauch Ananas, als auch etwas Toffee, heller Honig, Ingwer, sahnige Noten fast schon, Kokosnuss, helle Eiche, sehr harmonisch und doch für 40% ganz guter Körper, bei späteren Schlücken kommen auch mal interessante grüne Noten durch, aber nur dezent, Zitronengras, etwas Zimt kam auch dazu

Finish:

Kokosraspeln kommen wieder besonders hervor, helle Eiche, heller Honig, Zimt, Kampfer, mittellang, präsent aber abgerundet


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