Kanosuke Single Malt 2022 Limited Edition

Herkunft: Japan / 59% / Preis: ca. 135€


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Japan und Whisky, zwei Wörter, die mir in Kombination schon seit Beginn meiner Liebe zu dem Spirit immer viel Spaß bereitet haben. Aber nicht nur das, sondern auch manch Kopfschmerzen und Abstiege in die Rabbit Holes des Internets, um manch Marke oder Abfüllung nachzuvollziehen, wie ich es bei sonst nur wenig Spirituosen-Themen erlebt habe. Dabei geht es nicht nur mir so, die äußerst problematische Situation, die sich aus dem Hype um japanischen Whisky ergeben hat, führte zu genialen Blüten.
Wie dieser inzwischen sehr bekannten, beliebten und berüchtigen Liste bzw. Grafik, die schon manchen Käufer "japanischer" Whiskies im Nachhinein sicher zum Weinen gebracht hat.

Bei manch Abfüllung ist garnicht klar, wer sie überhaupt produziert, viele Brennereien, auch sehr renommierte, führen parallel eigene Malts und zugleich "World Whiskies", was meist meint eine gewisse (teils sehr geringe) Menge eigenen Spirits mit meist schottischen Malts zu verblenden, usw.
Mit diesen problematischen und nervigen Fragen müssen wir uns heute, Gott sei Dank, nicht weiter beschäftigen, denn die Kanosuke Brennerei arbeitet absolut vorbildlich in dieser Hinsicht. Auf ihrer modern und sehr ansprechend gestalteten Website, gibt es ausführliche Infos zu den Produkten und sogar konkret der Bedeutung hinter den Bezeichnungen. So wird bisher ausschließlich "New Pot" (New Make ohne jede Lagerung), "New Born" (Whisky, der noch keine vollen 3 Jahre Lagerung erfahren hat) und seit 2 Jahren auch "Single Malt" (erklärt sich von selbst) produziert und angeboten.

Warum seit 2 Jahren? Weil die Kanosuke Brennerei erst 2017 den Betrieb aufnahm und somit erst 2021 ihren ersten Single Malt herausbringen konnte (3 Jahre Mindestlagerung sind bekanntlich vorgeschrieben). So gab es 2021 zwei limitierte Editionen (First und Second genannt), letztes Jahr dann eine Limited Edition für das gesamte Jahr.

So hat die Brennerei bisher also auch nur eben jene "Limited Editions", im klaren Wissen, dies ist etwas für Neugierige, Sammler und Whiskyfans, die den Weg mitgehen wollen, die Entwicklung verfolgen. Ein "normaler" für den größeren Markt erhältlicher Single Malt wird dann sicher erst in einigen Jahren, vllt. mit 8, vllt. mit 10 Jahren angeboten, man wird sehen. Und dieses Mitgehen kann hier nur Spaß machen, neben besagter Transparenz und Eigenproduktionsfokus gibt es weitere Merkmale, die das Craft-Whisky Herz höher schlagen lassen: Die modern und minimalistisch gebaute Brennerei mit meditativem Innenhof direkt am Meer, die auch beworbenen Führungen inkl. Tasting für gerade einmal 1000 Yen (ca. 7€ !), der bereits eingeführte Cask-Owners Club, in dem man sich ein Fass samt Inhalt sichern lassen kann. Auch, dass sie sich entschieden haben 3 Brennblasen in jeweils unterschiedlicher Bauart und Form zu nutzen (siehe Foto oben), lässt viele interessante Spielereien in Zukunft offen.

Die Abfüllung, die hier konkret probiert werden soll, hat im Vergleich zum Vorjahr nun eine auch direkt deutlich sichtbare Sherry Cask-Lagerung erhalten, neben den ebenfalls genutzten Ex-Shochu-Fässern (ein weiteres interessantes Merkmal der Distillery) und nutzt gebrannte Malts aus allen 3 Brennblasen.
Abgefüllt wurde der Malt in Fasstärke mit satten 59% und er kommt in einer mich wirklich extrem ansprechenden Verpackung. Wie die Website ist der Karton typisch modern, japanisch-minimalistisch und doch sehr prägnant designt. Das Orange-Schwarz-Weiß Thema geht auf, die Seiten sind mit einem Foto der vor Ort untergehenden Sonne am Pazifik in Japans Südwesten bedruckt und hat nochmal eine matte, raue Textur zum Anfassen, während die anderen 2 Seiten glatt sind. Die Flasche führt diese Designsprache fort und wirkt extrem hochwertig, auch durch ihre sehr eigene, aber nicht zu abgedrehte Formgebung.

Die Notes zum Whisky findet ihr unten, doch was lässt sich abseits dieser inhaltlich zur Flasche sagen? Im Vergleich zu Brennereien wie Chichibu z.B., die mir auch sehr am Herzen liegen, ist er nicht so "funky", liegt doch näher an den schottischen Verwandten, insbesondere charaktervollen und doch runden Highland-Malts. In der Nase fällt am ehesten noch eine untypische, nichtschottische Note auf. Dies kann in diesem Fall generell natürlich auch an guten Sherryfässern liegen, die mögliche Abschweifungen geringer wirken lassen. Außerdem wirkt er wenig überraschend deutlich älter als die knapp 5 Jahre vermuten lassen, blind würde man auf 12, vllt. sogar 14 Jahre kommen. Das wiederum liegt nicht nur an dem hochwertigen Spirit, sondern natürlich auch dem pazifischen Klima. Man denke an Vertreter wie Kavalan und Co., wobei es nicht ganz so extrem wie in Taiwan ausfallen dürfte. Die schnellere Reifung ist jedoch sehr offensichtlich und positiv. Der Malt gefällt mir insgesamt wirklich gut, insbesondere wenn man das Alter bedenkt und auch an welche miese Sherryfass-Qualitäten manch Schotte aktuell nur noch zu kommen scheint. Dies wirkt hier direkt ganz anders und stimmiger. Ich bin jedenfalls sehr gespannt den weiteren Weg nun noch genauer mitzuverfolgen, denn darauf hat mir die Bottle definitiv Lust gemacht.

Nose:

Feigen, brauner, roher Zucker, frischer Hefeteig, etwas Orangen-Ingwermarmelade, für 59% tatsächlich relativ elegant und rund, rein von der Nase würde ich eher Richtung 50-52% tippen, süße Gräser, das Malz eher zurückhaltend, später mehr und mehr Aprikose und Pfirsich, aber auch trockene Kirschen, Honig

Taste:

Intensiv, hier wird die Nase klar überholt im Volumen und doch ist er geschliffen, kein Brennen, die Orangen-Ingwermarmelade in full force, frisches Brot, jetzt eher Roggen, mit Quittengelee drüber, Malz kommt merklicher und schön knackig rüber, tatsächlich deutlich näher an Schotten als in der Nase, Kaffeebohnen, Milchschokolade, Leder, später Zwetschgen, insgesamt deutlich auf der trockenen Seite, einiges an Eiche

Finish:

Malz, Eiche, relativ klassisch, Gräser und Ingwer, leichte Bitterkeit, aber nicht störend, getrocknete Kirschen und Kakaonibs


Die Flasche wurde von Kirsch Import zur Verfügung gestellt, danke.


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